Die Cree sind eine der größten Indianernationen Nordamerikas – und die größte in Kanada. Hier sind über 390.000 Personen (2016) Angehörige der Cree First Nations, oder haben zumindest Vorfahren aus der Nation der Cree. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst fast ganz Kanada von den Rocky Mountains bis zum Atlantik.
Als Jäger und Sammler bildete die unterste Organisationseinheit der Cree ursprünglich die sog. Lodge (Hütte), eine Gruppe von vielleicht 8-12 Personen, gewöhnlich die Familien zweier miteinander verwandter Ehepaare, die zusammen im gleichen Wigwam oder Tipi lebten, und die Band, eine Gruppe von Lodges, die zusammen umherzogen und jagten. Jede Band wahrte ihre Unabhängigkeit von den anderen. Zog eine Band in den Krieg, ernannte sie einen Kriegshäuptling auf Zeit.
In neuerer Zeit (z. B. 1994) gab es verschiedene Versuche, eine nationale politische Organisation zu schaffen, die alle Cree repräsentierte. Bis dato jedoch ohne Erfolg.
Bei der Cree-Sprache (auch Cree-Montagnais-Naskapi) handelt es sich um eine Gruppe eng verwandter Algonkin-Sprachen, die von ca. 117.000 Menschen in Kanada gesprochen wird. Es ist die am weitesten verbreitete Eingeborenensprache in Kanada.
1682 trafen Männer der Hudson‘s Bay Company (HBC) im Mündungsgebiet von Nelson und Hayes River in die Hudson‘s Bay im Norden des heutigen Manitoba erstmals auf Cree-Indianer. Nachdem sie in den Besitz von Feuerwaffen von der HBC gelangt waren, zogen viele Cree als Händler westwärts in die Prärie, wo sie als Zwischenhändler zwischen der HBC und anderen Indianerstämmen fungierten und zu echten Prärieindianern wurden. Viele andere Gruppen blieben jedoch als Jäger und Trapper im Waldland, wo zahlreiche ihrer Nachkommen bis heute leben.
Seit den 1960er gab es aber auch einen generellen Trend bei Einzelpersonen und ganzen Familien der „First Nations“, in städtische Zentren zu ziehen, auf der Suche nach Ausbildung und besseren beruflichen Möglichkeiten. Heute leben 47 % der indianischen Bevölkerung in Kanada in Städten.
Hoffnung für die Zukunft macht die Schaffung von „Urban Reserves“ (städtischen Indianerreservaten). „Urban Reserves“ bieten den „First Nations“ die Chance, am Wirtschaftsleben und an besseren Beschäftigungsmöglichkeiten teilzuhaben und trotzdem die eigenen kulturellen Traditionen weiter zu pflegen.
Viktor Stern
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