Die Indianer der Nordwestküste heute

Die Indianer der Nordwestküste heute – Die Rückkehr des Potlatch

Auf der Rückreise von unserer Kanutour auf dem Yukon River 1980 beschloss ich, nicht mehr den Alaska Highway von Fairbanks über Whitehorse, Watson Lake und Dawson Creek nach Edmonton zu nehmen, sondern auf dem «Marine Highway» von Haines nach Prince Rupert auf einer Fähre die Küste entlang zu reisen (die sog. «Inside Passage», die in ruhigem Fahrwasser zwischen der Küste und der vorgelagerten Inselkette verläuft). Bei den geplanten Landgängen in einigen Häfen unterwegs hoffte ich auch, auf Reste der Kultur der Küstenindianer zu stoßen, von der ich einige Zeugnisse im Museum in Vancouver zu Beginn meiner Reise kennengelernt hatte.

Doch im Gegensatz zu den Seefahrern des 18. und 19. Jahrhunderts, die noch durch eine Reihe von Totempfählen vor den Häusern der Indianer entlang der Küste auf Dörfer der Ureinwohner aufmerksam gemacht wurden, späht der Tourist heute vergeblich nach solchen beeindruckenden Zeugnissen der Kultur der Indianer der Nordwestküste. Diese Indianer leben heute nicht mehr in ihren traditionellen Häusern aus Zedernplanken, sondern in Holzständerhäusern wie sie überall in Kanada und den USA verbreitet sind. Und Totempfähle findet man allenfalls noch im Stadtpark oder vor dem Gemeinschaftshaus einer Indianerkommune. 

Es grenzt fast an ein Wunder, dass es überhaupt noch Nachfahren der Tlingits, Bella Coolas, Kwakiutls, Nootkas, Küsten-Salish, Chinooks, Yuroks, Karuks, Hupas und anderer Stämme gibt, nachdem im 19. Jh. von Europäern eingeschleppte Seuchen fast zu ihrer Ausrottung geführt hatten. 

Der physischen Vernichtung der Indianer folgte die bewusste Zerstörung ihrer bemerkenswerten Kultur durch die Assimilationspolitik der kanadischen Regierung und der US-Regierung – auch durch die Unterbringung der Indianerkinder in Internaten, wo ihnen der Gebrauch der eigenen Sprache bei Strafe verboten war. Oder durch das Verbot des Potlatch wischen 1885 und 1951, einer wichtigen gesellschaftlichen Institution.

Erst in den 1960er begann schließlich ein Wiederaufleben der Stammeskulturen, unterstützt von Bürgerrechtsbewegungen. Und seit den 1970er haben viele First Nations in Kanada und bundesstaatlich anerkannte Stämme in den USA durch den Betrieb von Spielkasinos und der Entwicklung der eigenen Fischereiwirtschaft eine gewisse ökonomische Autonomie erreicht.

Die Indianer der Nordwestküste heute

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