Die Navajo-Nation besitzt oder hat Weiderechte an ca. 1.500.000 Morgen Ranchland außerhalb des Reservates, die von Navajo-Ranchern gepachtet werden können.
Nachdem die Navajos mit der Viehzucht begonnen hatten, wurden sie schließlich die Opfer ihres eigenen Erfolges. Nach der Rückkehr des Stammes aus der Gefangenschaft in Bosque Redondo am Oberlauf des Rio Pecos in neu Mexiko 1868 erhielten die Navajos von der US-Regierung 30.000 Schafe und 2.000 Ziegen zum Aufbau einer eigenen Viehzucht. Um 1930 besaß jede Diné-Familie im Schnitt 165 Tiere, und einige Familien bis zu 2.500 Schafe und Ziegen. Ermuntert durch alle offiziellen Stellen, die mit ihnen zu tun hatten, vermehrten sich ihre Herden ständig weiter. Die Zahl der Tiere ging schließlich weit über das hinaus, was das trockene Land ernähren konnte. Es wurde zusehends schlechter. Wo Bäche gewesen waren, wurde das Bett der Bäche tief eingeschnitten und trocknete aus. Mit dem Verschwinden der Wasserläufe fiel auch der Grundwasserspiegel und machte das Land noch unfruchtbarer. Da das Land von den Herden fast restlos abgefressen war, wehten die heftigen Wirbelstürme die Landkrume weg in den Coloradostrom und beeinträchtigten den Boulder-Staudamm.
1933 wachte die Regierung auf und ordnete durch einen Erlass eine drastische Verminderung der Herden auf eine Zahl an, die das Land ernähren konnte. Das war eine Notwendigkeit, aber man führte die Maßnahmen brutal und zu schnell durch. Die Wirtschaft der Navajos wurde dabei zerstört und das ganze Leben des Stammes verändert. Die Navajos haben sich von diesem Schlag nie mehr ganz erholt. Sie hatten ihr Essen gehabt, waren unabhängig gewesen und hatten nichts Unrechtes getan. Nun wurde alles anders.
Dinétah, die historische Heimat der Diné (Navajos) und das heutige Reservat (Navajo Nation). Mit 71.000 km2 ist es etwa so groß wie Bayern. Von den 400.000 Navajos lebt etwa die Hälfte im Reservat, die andere Hälfte irgendwo im Südwesten und anderen Regionen der USA.
Als im Zweiten Weltkrieg Rationierungskarten ausgegeben wurden, erfuhr man, wie viele Navajos es gab – über 60.000. Sie waren im Besitz von immerhin noch ca. 762.400 Schafen. Bereits 1939 hatte die Bundesregierung dem Stamm empfohlen, Weideland außerhalb des Reservates zu pachten, um seine Herden zu versorgen. 1954 entwickelte der Stammesrat der Navajos schließlich eine Landerwerbungspolitik und begann Ranches in der Nähe der Reservatsgrenzen aufzukaufen. Zwischen 1957 und 1965 wurden acht Ranches gekauft. Die größte war für 705.000 $ die Bar-N-Ranch in Arizona.
Big Boquilas Ranch
Der berüchtigste Ranchkauf war 1987 der Kauf der Big Boquilas Ranch mit 491.000 Morgen Land für 26.250.000 $. Viele hielten diesen Preis damals für völlig überzogen. Doch sollte er sich Jahre später als gute Investition für den Stamm erweisen. Das Land wurde an einen weißen Rancher verpachtet und bringt dem Stamm jährlich 545.000 $ an Pachtgebühren, ergänzt durch 100.000 $ vom Staat Arizona als Ausgleich für den Schaden, den Jäger anrichten, die den 4.000 Wapitis auf dem Ranchland nachstellen. Eine Eisenbahnlinie, die das Ranchland durchquert und der nahe gelegene Seligman-Flughafen sorgen für Produktions- und Exportmöglichkeiten, die mehr Einnahmen für den Stamm generieren, als die Pachtgebühren von der Ranch selbst.
Mit dem kürzlichen Kauf der Wolf Springs Ranch und der Boyer Ranch im Südosten Colorados besaß der Stamm nun mehr als 1.500.000 Morgen Ranchland verteilt auf 86 Gebiete in drei Staaten. 76 Diné-Rancher (Navajos) haben das Land gepachtet.
Außer für die Big Boquilas Ranch müssen alle Pächter eingetragene Stammesmitglieder der Navajo-Nation sein.
Wolf Springs
Fast so kontrovers wie der Kauf der Big Boquilas Ranch war 2017 der Kauf von zwei Ranches mit insgesamt 29.000 Morgen Land für 23.000.000 $ in Colorado: der Wolf Springs Ranch und der Boyer Ranch. Diese Ranches mit ihren Luxushütten für betuchte Jagdgäste und Angler und einem reichen Bestand an Großwild sind nicht Teil des “Stammes-Ranching-Programms”. Sie werden stattdessen vom Navajo Nation Fish and Wildlife Department gemanagt. Die beiden Ranches werfen im Jahr 895.000 $ ab für Jagdgenehmigungen, Mineralpachtverträge, Heuproduktion und Pachtverträge für Viehweiden. Auf den Ranches weiden 200 Rinder und 900 Bison. Jedoch liegen die Ranches zu weit vom Reservat entfernt, um für die meisten Diné (Navajos) wirklich attraktiv zu sein.
Es reicht noch nicht
1 ½ Millionen Morgen Land in Stammesranches außerhalb des Reservates hört sich nach viel an. Doch das reicht nicht. Denn inzwischen gibt es 400.000 Navajos. Viele von ihnen sind junge Leute, die aus allen Teilen der USA ins Reservat zurückkommen und Vieh halten wollen. Viehzucht und Landwirtschaft spielen immer noch eine große Rolle in Wirtschaft und Kultur der Navajo Nation.
Quelle: Cindy Yurth, Tribal ranches: too much or not enough?, NAVAJO TIMES, 27. 10. 2023.
Navajo-Ranches in neu Mexiko
Zusätzlich zu den drei Stammesranches in Arizona (Big Boquilas Ranch, Peaks Ranch und Winslow Tract) besitzen die Navajos 22 weitere Ranches in Neu Mexiko (innerhalb oder nahe der Eastern Agency und bei der Alamo-Exklave – insgesamt 300.000 Morgen ehemaliges Staatsland).
Ranches in Stammesbesitz außerhalb des Reservates.
Landwirtschaft spielt eine große Rolle bei der Versorgung des Stammes mit gesunden Lebensmitteln. Aber es ist eine Herausforderung, den Farmern und Ranchern der Navajos dabei zu helfen, erfolgreich zu wirtschaften.
Quelle: Bill Donovan, 50 years ago: Navajos push for land acquisition, NAVAJO TIMES, 5. 11. 2023.