Die Nation der Navajo wird zum größten Indianerstamm der USA nach einem förmlichen Ansturm auf die Registrierung als Stammesmitglied in Folge der Corona-Pandemie.
Ein Run, um sich Bundesleistungen während der Coronavirus-Pandemie zu sichern, führte zur beschleunigten Einschreibung in die Navajo-Nation und trieb die Bevölkerungsgröße dieses Stammes über die der Cherokee-Nation hinaus auf fast 400.000.
Die Navajo-Nation hat bereits ihre eigene Polizeiakademie, Universitäten, ein Gerichtssystem und ein neues Büro in Washington nahe den Botschaften anderer souveräner Nationen. Und während der Coronavirus-Pandemie erlangten die Diné, wie sich viele selbst nennen, eine wichtige Auszeichnung: Sie wurden zum größten Indianerstamm der USA.
Ein Ansturm auf die Sicherung von Härtefallleistungen der Bundesregierung in Washington trieb die offiziellen Eintragungen in die Stammesliste der Navajo-Nation auf 399.494 Stammesmitglieder von 306.268 im Jahr 2020. Damit übertrafen die Diné erstmals die Cherokee-Nation mit einer Stammesliste von ca. 392.000 Mitgliedern.
Das Wachstum des Stammes, das während einiger der erschütterndsten Virusausbrüche des Landes stattfand, könnte die Auszahlung zukünftiger Bundeshilfen sowie die politische Vertretung im Südwesten beeinträchtigen.
Das Navajo-Reservat erstreckt sich mit etwa 71.000 km2 über Arizona, Neu-Mexiko und Utah.
Im Jahr 2020 haben sich Tausende von Diné bemüht, ihre Registrierungsinformationen zu aktualisieren oder sich zum ersten Mal offiziell anzumelden, um Zahlungen zu erhalten, die der Stamm direkt aus seinem Anteil am Coronavirus Aid, Relief and Economic Security Act verteilte.
Diese Zahlungen von bis zu 1.350 US-Dollar pro Erwachsenem halfen vielen Diné, eine lange Zeit wirtschaftlicher Instabilität zu überstehen, während Navajo-Führer einige der aggressivsten Taktiken zur Eindämmung des Virus einführten, darunter Ausgangssperren und Kontrollpunkte. Die Navajo-Nation hat auch einen Großteil des restlichen Landes bei der Impfung ihrer Bevölkerung übertroffen. Fast 90 Prozent der berechtigten Personen im Reservat haben mindestens eine Impfung erhalten.
Gleichzeitig sind mindestens 1.297 Bürger der Navajo-Nation an dem Virus gestorben. Die Anwohner sind besonders gefährdet, da Krankheiten wie Diabetes häufig auftreten, es an fließendem Wasser zum Händewaschen mangelt und in vielen Häusern mehrere Generationen unter einem Dach leben.
Obwohl die Einschreibungszahlen der Navajo während der Gesundheitskrise gestiegen sind, glauben einige Experten, dass die offiziellen Statistiken die tatsächliche Diné-Bevölkerung unterschätzen. Das Census Bureau etwa hat bisher nicht bekannt gegeben, wie groß es die Navajo-Nation auf der Grundlage der während der Volkszählung 2020 gesammelten Daten einschätzt.
Die meisten Diné leben außerhalb des Reservates, weg von den Ämtern, die die Anmeldezahlen aktualisieren.
Die Navajo-Nation verlangt, dass Mitglieder mindestens zu einem Viertel Diné sind, im Gegensatz zu Stämmen wie den Cherokee, die auf eine bestimmte Blutquantenanforderung verzichten und stattdessen die Stammezugehörigkeit weitgehend auf Cherokee-Abstammung stützen.
So, wie der Stamm wuchs, wuchs auch seine politische Macht. Das Bevölkerungswachstum der Navajo-Nation ist auch ein Zeichen dafür, dass die Bemühungen zur Stärkung der Selbstbestimmung indianischer Nationen an Dynamik gewinnen und auf einem Wandel aufbauen, der vor mehr als fünf Jahrzehnten unter der Nixon-Regierung in Gang kam.
Noch in den 1950er und 1960er Jahren hatte die Bundesregierung eine Politik des Abbaus der Stammeshoheit verfolgt und Tausende von amerikanischen Ureinwohnern ermutigt, ihre Reservate zu verlassen und in Städte zu ziehen.
Die wachsende Mitgliederzahl der Navajo-Nation stand in scharfem Kontrast zur Bundespolitik des 20. Jahrhunderts, die buchstäblich ein Versuch war, endlich alle Indianerstämme loszuwerden.
Das ist eine deutliche Art zu sagen: „Hey, wir sind immer noch hier!“
(Auszug aus einem Artikel von Simon Romero in der New York Times vom 21.05.2021)