Die Navajos heute – Red Power im Südwesten der USA
2.Auflage
Das Land der Navajos ist ein visuelles Erlebnis, das beim Betrachter einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Die Landschaft bietet einige der spektakulärsten Szenerien der Welt – ausgedehnte, baumlose rote Wüsten, Beifuß-Steppen, Tafelberge und Canyons aus vielfarbigem Sandstein, isoliert stehende Hügel mit abgeflachter Kuppe und steilen Flanken und mächtige Berge, deren Spitzen aus immergrünen Nadelwäldern herausragen. Und wie diese Naturschönheiten des Landes sind auch seine Bewohner, die Navajos, bemerkenswert.
Warum ist die Navajo-Nation so erfolgreich?
Während andere Indianerstämme im Laufe der Jahrhunderte aus Nordamerika verschwunden sind, haben die Navajos das Gegenteil gemacht. Ursache dafür ist nicht zuletzt das Zusammenspiel von Geografie und Stammeskultur.
Geografische Isolation und kulturelle Flexibilität erlaubten es den Navajos, die sich selbst Diné nennen, selbst nach der Ankunft der Europäer in Nordamerika 1492, zu expandieren, trotz aller Anstrengungen, sie Jahrhunderte später in die weiße US-Mehrheitskultur zu assimilieren. Viele Indianerstämme erlebten einen Rückgang der Bevölkerung, verschwanden ganz oder verloren ihr Heimatland, die Sprache oder ihre kulturelle Identität. Die Navajos bilden da eine auffällige Ausnahme. Während die Reservate aller anderer Indianerstämme in den USA im Laufe der Zeit immer stärker schrumpften, wuchs das Reservat der Navajos von 3,3 Millionen Morgen im Jahr seiner Gründung 1868 bis heute auf 17 Millionen Morgen (ca. 71.000 km2) in Arizona, Utah und Neu-Mexiko. Das Land der Navajos ist rau und sehr trocken, was es als Farmland weniger begehrenswert für weiße Siedler machte. Und Bodenschätze wie Erdöl und Steinkohle in ihrem Gebiet wurden erst im 20. Jh. entdeckt. Die räumliche Isolation ihres Gebietes im Südwesten der USA machte es zudem schwerer zugänglich für spanische, mexikanische und amerikanische Truppen (bis 1864, als die Navajos schließlich für vier Jahre aus ihrer Heimat vertrieben wurden).
Kulturelle Faktoren sind jedoch ebenfalls entscheidend für den Erfolg der Navajos. Sie waren in der Lage, neue Praktiken zu adoptieren und dabei ihre kulturelle Identität zu bewahren und so dem Schicksal anderer Stämme zu entgehen. Zudem konnten sie Individuen, ganze Familien und Ehepartner von benachbarten Völkern, wie den Apachen und Pueblos in ihre Nation integrieren. So verlief die Geschichte der Navajos geradezu entgegengesetzt zu dem tragischen Schicksal vieler anderer Indianervölker. Als die US-Regierung 1887 versuchte, durch den General Allotment Act Indianerland zu parzellieren, Stammesland an Individuen zu verteilen und sog. «überschüssiges» Land an weiße Siedler zu verkaufen, was zum Verschwinden ganzer Stämme führte, wehrten sich die Navajos nicht nur erfolgreich dagegen, sondern betrieben auch über die Jahre eine erfolgreiche Politik des Landerwerbs, die die Größe ihres Reservates dramatisch anwachsen ließ.
Ursprünglich wehrten sich die Navajos gegen die Absicht der Regierung, ihre Kinder in Internatsschulen zu erziehen, zu «entindianisieren» und in die weiße Kultur zu integrieren, doch der Verlust ihrer Herden in den 1930er, die ihre Existenzgrundlage gebildet hatten, veranlasste sie schließlich, Schul- und Ausbildung durch Weiße zu akzeptieren. Etwa die Hälfte der Navajos spricht heute noch die Muttersprache. Aber viele der Jüngeren sprechen die Sprache nicht mehr fließend. Navajos haben eine beeindruckende Fähigkeit, neue Elemente in ihre Kultur zu integrieren. Ein Merkmal, das sich auch und gerade in ihren Silberschmuckarbeiten und Teppichwebereien zeigt.
Die Navajos heute – Red Power im Südwesten der USA
2. Auflage, 94 Seiten, € 2,99 Kindle Edition